König Ubu

Ubu ist nicht nur maßlos selbstgefällig und gefräßig, er äußert sich auch gern. »Scheiße« gehört zu seinem Lieblingsvokabular. Dabei ist Ubu nicht irgendwer, sondern Hauptmann der Dragoner und Adjutant des Königs. Seiner Frau, von ihm im zärtlichsten Falle »Mutter Ubu« genannt, reicht das nicht. Sie will ihn, und damit auch sich, an der Spitze sehen. Ubu leuchtet das für seine Person ein. Also lässt er nach Überwindung anfänglicher Skrupel den amtierenden König umbringen und erklärt sich selbst zum Herrscher. Das Volk wird mit Fleisch und Geld zum Jubeln gebracht. Und da Machthunger etwas Herrliches ist, von dem Ubu fortan gar nicht genug haben kann, radiert er zum Amtsantritt die Justiz aus, um nunmehr nach seiner eigenen Rechtsprechung zu agieren. Unermüdlich erfindet er neue Steuern, erhöht alte und treibt sie im Zweifelsfalle höchstpersönlich gewaltsam ein. Als sich Widerstand aus dem Ausland regt, überwindet Ubu erneut den trägen Feigling in sich und wird, weitere Grenzen überschreitend, zum Weltenfresser.

Bei seiner Uraufführung 1896 sorgte das Stück für einen handfesten Theaterskandal, verstieß Jarry doch gegen gängige Theaterkonventionen, ließ er doch unter anderem ganze Heerscharen von einem Darsteller spielen und eine Gehirnentzugsmaschine auftreten. Zudem verbarg sich in dem grotesken Spektakel politischer Sprengstoff (wer wollte, konnte unter anderem eine Anspielung auf die Dreyfus-Affäre darin entdecken). In Zeiten des Kampfes um den größeren roten Knopf ist die Absurdität des Stoffes wieder in der Realität angekommen.

 

Ort: 
TaM
Szene aus dem Film mit Cary Grant