Die Liebe zu den drei Orangen

Von Sergej Prokofjew

»Das Hohe! Das Edle!« – »Nein, Späße und Gaudi! Das Volk will Vergnügen!« – »Wahn, zeigt schillernden Wahn!« – »Klarheit! Die Lehre eures Stücks enthülle euer Spiel!« So und ähnlich diskutieren die Zuschauergruppen erregt, bis die Leute vom Theater Einhalt gebieten und kurzerhand loslegen: Die Liebe zu den drei Orangen.

Es war einmal ein König, dessen Sohn schien unheilbar krank. Melancholie und noch tausend Leiden mehr – umweltbedingt. Worüber sollte man in diesem muffigen Königreich auch lachen? Der Erzspaßmacher Truffaldino muss her. Wenn der den Prinzen zum Lachen bringt, wird er gesunden – und mit ihm das ganze durchhängende Königreich. Doch plötzlich sind höhere Mächte im Spiel, zum Beispiel Fata Morgana, die Herrscherin der Unterwelt, die mit dem Premierminister und der Königsnichte zwei Eisen im Feuer der Macht hat. Ihr Gegenspieler ist der etwas vertrottelte Zauberer Tschelio. Als ausgerechnet ein Missgeschick der Fata Morgana dem Prinzen das ersehnte Lachen entlockt, verflucht sie ihn ob der erlittenen Schmach und der Prinz muss fortan nach drei Orangen suchen, die sich in der Gewalt einer kannibalischen Köchin befinden …

Eine fantasievolle, vergnügliche Märchenwelt mit zahlreichen Enterhaken in der Realität offenbart sich in dieser Oper von Sergej Prokofjew. Das zugrundeliegende Theaterstück schrieb der Venezianer Carlo Gozzi 1772 in der Tradition der Commedia dell'arte nieder. Eine perfekte Vorlage für den russischen Theatervisionär Wsewolod Meyerhold, der Prokofjew im turbulenten Revolutionsjahr 1917 auf den Stoff aufmerksam machte und mit dem eingangs skizzierten Prolog gleich eine aktuelle Ebene in sein Szenarium einbezog.

Ort: 
Stadttheater